Wieder am Einleben

Knapp einen Monat bin ich wieder in Deutschland und ich muss sagen: Was ein super Jahr!!!

Am Ende ist noch so viel passiert, wir konnten noch so viel machen. Schulen wegen Schweinegrippe geschlossen, wir haben eine Hörkabine für die Audiometrie gebaut und einen Sandkasten in Jesus, sind über Ecuador nach Hause geflogen und standen auf dem Äquator. Und das ist nur ein kleiner Anriss dessen, was meine letzten Wochen, genauso wie das ganze Jahr, einfach unvergesslich machen lässt.

Jetzt steht aber schon bald wieder der nächste Ortswechsel an, zum Studieren verschlägt es mich nach Kiel und wie vor einem Jahr heißt es sich neu eingewöhnen und neue Leute kennenlernen. Nach so einer Megaerfahrung sehe ich dem aber richtig gelassen entgegen 🙂

Im Sommer werde ich wieder nach Peru fliegen und ich hoffe sehr, dass ich die Pläne, den Ausbau unserer Schule in Jesus, mit Hilfe meines Gymnasiums hier und meinem Entsendeverein Amntena verwirklichen kann. Dann werden in Zukunft mehr Kinder unterrichtet und betreut werden können, und behinderte Kinder, die zu weit außerhalb wohnen und einen sehr langen Weg in den Ort haben, können unter der Woche wie in einem Internat dort wohnen und werden betreut. Ihre Geschwister könnten dann auch dort wohnen und hätten die Möglichkeit eine Schule zu besuchen.

Als Zusammenfassung des Jahres hänge ich einfach meinen Abschlussbericht an.

Jahresbericht

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Als Doctorsitos in der Audiometrie

Nach dem Carneval in Cajamarca wurden wir von Toni Merk, einem Hörgeräteakustiker aus dem Allgäu, gefragt, ob wir ihm beim Einrichten der Audiometrie im Kinderheim helfen könnten. Seit 1998 sammelt er gespendete Hörgeräte um hier inCajamarca hörbehinderten Kindern zu helfen. Während eines dreimonatigen Aufenthalts im Jahr 2000 richtete er die Audiometrie in der Behindertenschule ein. Eine komplette Mess- und Laborausrüstung wurde dafür von der Fa. egger Hörgeräte & Labortechnik GmbH gespendet. Leider wurde sie nicht durchgehend betrieben und deswegen war er jetzt wieder für ein paar Wochen in Cajamarca um sie erneut einzurichten. Im Gepäck hatte er zahlreiche Spenden aus Deutschland mit dabei. Unter anderem Hörgerate, Batterien, zwei Computer und die passende Software um die mitgebrachten digitalen Hörgeräte programmieren zu können.

Während der Arbeit bekamen wir einen Einblick in die Technik und Vorgänge der Audiometrie und welche Möglichkeiten Hörgeräte eigentlich bieten. Unser Interesse war geweckt und Toni zeigte uns in der verbleibenden Zeit die verschiedenen Hörgeratetypen und die einzelnen Schritte in der Audiometrie. Als erstes werden die persönlichen Daten der Patienten aufgenommen und ein Fragebogen durchgegangen, der Fragen enthält über das Arbeitsumfeld, Grund des Hörverlustes, wann und was der Patient besser hört etc. Als nächstes folgt der Hörtest, bei dem die Hörgrenze, also die Dezibelschwelle gemessen wird, ab der der Patient anfängt zu hören. Als nächstes messen wir die Unbehaglichkeitsgrenze, also wann es ihm definitiv zu laut ist. Als drittes messen wir noch die Werte der Knochenleitung. Das bessere Gehör kompensiert nämlich einen Teil des schlechteren Gehörs. Die Schallschwingungen versetzen den Schädelknochen in Schwingungen und auf diese Weise hört man ab einer gewissen Lautstärke Töne mit dem besseren Ohr, obwohl der Schall eigentlich auf das schlechtere zuerst trifft. Auf diese Weise können wir feststellen ob die Werte der Hörgrenzenmessung auch wirklich der Wahrheit entsprechen oder durch die Übertragung der Töne durch den Knochen verfälscht wurden. Falls dies der Fall ist, führen wir zwei weitere Messungen durch um die Werte des schlechteren Gehörs zu korrigieren. Der nächste Schritt ist ein Abdruck des Gehörganges und der Ohrmuschel. Mit einer Zwei-Komponenten-Silikonmasse spritzen wir den vorderen Teil des Gehörganges und die Ohrmuschel aus, nachdem wir den Gehörgang mit einem Schaumstoffstück verschlossen haben. Nach ein paar Minuten ist die Masse trocken und kann aus dem Ohr entfernt werden. Überschüssiges Material schneiden wir weg und mit Gips stellen wir mit Hilfe des Abdruckes ein Positiv des Ohres her. Sobald der Gips trocken ist entfernen wir den Silikonabdruck und füllen eine Acrylmasse in die Gipsform. Im Druckbehälter wird die Masse durchsichtig. Dann muss das Ohrstück nur noch zurechtgeschliffen und mit einer Bohrung für den Lautsprecher des Hörgeräts versehen werden. Als letzter Schritt folgt die Anpassung des Hörgerätes an den Patienten. Digitale werden werden mit dem Computer und der Herstellersoftware eingestellt, ältere analoge Modelle werden mit einem speziellen Gerät eingestellt. Somit erhält jeder Patient ein auf sich persönlich eingerichtetes Hörgerät. In den folgenden Wochen wird das Hörgerät nachjustiert um es möglichst perfekt den Bedürfnissen des Patienten anzupassen.

Außer uns beiden arbeiten in der Audiometrie noch drei Peruanerinnen mit. Conzessa, die Lehrerin der Gehörlosenklasse in der Behindertenschule, Vilma, die hauptsächlich die Ohrstücke schleift und Nympha, die dabei ist sich in alles einzuarbeiten aber später wohl hauptsächlich für organisatorische Dinge wie Terminplanung, Kasse etc. zuständig sein wird. Conzessa und Vilma haben auch schon früher in der Audiometrie gearbeitet, als sie noch in der Schule untergebracht war.

Die Dienste, die wir hier anbieten, sind weitestgehend kostenlos. Von Patienten, die genug verdienen, um etwas zu bezahlen, verlangen wir für das Hörgerät und die Behandlung aber einen Preis in Form einer Spende, der sich an ihrem Einkommen orinetiert. So können wir laufende Unkosten wie zum Beispiel Materialkosten für Gips etc. sowie Personalkosten mitfinazieren. Unsere Hauptziele in der Audiometrie sind folgende: Primär wollen wir Kindern helfen. Aus dem Kinderheim, aus der Schule und aus der Umgebung von Cajamarca. Nebenher auch noch Erwachsenen, die schon ein Hörgerät haben oder dringend eines brauchen.

Mindestens genauso wichtig ist, dass die Audiometrie auch bestehen bleibt, wenn wir beide wieder nach Deutschland zurückgekehrt sind. Unter dieser Bedingung war Toni auch nur bereit, nocheinmal herzukommen und alles einzurichten. Deswegen ist es wichtig das die drei Peruanerinnen hier arbeiten und im nächsten halben Jahr vielleicht noch jemanden mit ins Boot zu holen und einzuarbeiten. Richtig schön wäre es natürlich auch, wenn wir einen oder zwei der nächsten Freiwilligen einarbeiten könnten, jedoch könnte sich das schwierig gestalten, da es kaum Überschneidungszeiten gibt in der Dienstzeit zweier Freiwilligengenerationen, da ab unserem Jahr der Dienst nur noch 12 Monate geht, statt bisher 13.